Wie embedded ist embedded EWM?
SAP Extended Warehouse Management, kurz EWM, in SAP S/4HANA gehört die Zukunft der Lagerverwaltung. Obwohl EWM mittlerweile direkt auf SAP S/4HANA läuft, hat das System meist trotzdem noch per Schnittstelle mit den anderen Modulen kommuniziert. SAP hat nun „Synchrone Warenbewegungen“ mit dem letzten Release veröffentlich, wodurch diese Schnittstelle erheblich verschlankt wurde.
Wir bei SRB sind nahe am Kunden – und wie wir wissen, stehen viele derzeit oder in naher Zukunft vor einer wichtigen Entscheidung. Nämlich, wie sie mit den Thema Lagerverwaltung in SAP S/4HANA umgehen wollen. Derzeit haben viele noch das klassische Warehouse Management (WM) im Einsatz. Für SAP jedoch ist EWM als strategisches Produkt für die Zukunft positioniert. WM kann zwar weiterhin benutzt werden, wird jedoch nicht mehr weiterentwickelt und unterstützt. Was also tun?EWM wird vor allem bei kleineren Lagern oftmals kritisch betrachtet. Zwar ist die Lösung mittlerweile in SAP S/4HANA embedded, kommuniziert intern mit den anderen Modulen trotzdem noch per Schnittstelle – und den zusätzlichen Overhead, den dies durch die Einrichtung und Betreuung dieser Schnittstellen bedeutet, ist man nicht willens zu betreiben. Daher stellt sich die Frage wie embedded EWM wirklich ist.
Von WM zu embedded EWM
Um diese Frage zu beantworten, hilft ein kurzer Blick auf die Entwicklungsgeschichte von EWM. Ursprünglich wurde EWM am SCM-System entwickelt und war gar nicht embedded. Die Kommunikation mit dem ERP (meist R/3) erfolgt nur per Schnittstelle, da es sich um zwei getrennte Systeme handelte.
Im Jahr 2016 wurde EWM dann in SAP S/4HANA übernommen, firmiert dort unter embedded EWM. Zunächst einmal wurde das Coding mehr oder weniger direkt übernommen, d.h. EWM ist zwar am selben System gelaufen, hat mit ERP trotzdem per qRFC (queued Remote Function Call) kommuniziert. Wenn beispielsweise ein Wareneingang in Transaktion MIGO gebucht wurde, wurde im ERP nur eine Anlieferung angelegt und diese an EWM geschickt. Dort wurde diese dann gebucht und diese Buchung wieder von EWM an ERP gesendet.
Über die Jahre wurde embedded EWM weiterentwickelt und seit 2018 hat sich die SAP schrittweise darum gekümmert, dass vor allem bei Bestandsbuchungen diese Schnittstelle wegfällt.
Synchrone Warenbewegungen – ein Meilenstein für die Lagerverwaltung
Mit den synchronen Warenbewegungen mit Stand SAP S/4HANA 2022 ist SAP meiner Meinung nach ein großer Meilenstein zur Vereinfachung der Lagerverwaltung gelungen. Um diese zu nutzen, müssen sie zunächst einmal im Customizing aktiviert werden. Dies kann allgemein passieren, jedoch kann auch jede singuläre Bewegungsart einzeln aktiviert oder deaktiviert werden. Einzig Wareneingänge und Verbräuche zu Fertigungsaufträgen müssen an einer anderen Stelle eingerichtet werden, nämlich im Fertigungssteuerungsprofil.
Bucht man nun in der MIGO eine Warenbewegung in einem EWM-geführten Lagerort und einer Bewegungsart, die synchrone Warenbewegungen aktiviert hat, erscheint ein neuer Reiter „Lagerverwaltung“:
Quelle: SAP
In diesem muss zwingend ein Lagerplatz angegeben werden. Weiters können dort auch direkt HUs (Handling Units) erzeugt und in diese verpackt werden. Mit der Buchung in der MIGO wird dann im EWM direkt auf den angegebenen Platz gebucht (oder von dort entnommen).
Herausforderungen bei der Implementierung
Im April 2023 durfte ich dann meinen ersten Go-Live mit synchronen Warenbewegungen bei einem Kunden begleiten. Während der Projektphase gab es einige Herausforderungen zu meistern, da die meisten Neuerungen erst ein paar Monate alt waren. Aber das ist nun einmal das allgemein bekannte „Schicksal“ von „Early Adoptern“, dem wir uns gerne gestellt haben.
Vor allem die QM-Integration stellte uns vor einige Denkaufgaben, beispielsweise bei der Prüfloserstellung, wo Prüflose nicht in MD04 ersichtlich waren und einiges mehr. Hier erhielten wir schnell OSS-Hinweise zur Korrektur und erarbeiteten die Lösung dafür. Die logische Folge: Der Go-Live selbst war sehr erfolgreich, die Buchungen haben einwandfrei funktioniert. Bis heute warte ich darauf, dass ich dem Key-User die Abarbeitung der RFC-Queue zeigen kann, aber bisher sind dort einfach noch keine Fehler aufgetaucht. Für den Kunden bedeutet das eine erhebliche Zeit- bzw. Arbeitsersparnis, da keine fehlerhaften Übertragungen mehr abgearbeitet werden müssen und die Bestände auf beiden Seiten immer synchron sind.
Trotzdem gibt es noch Buchungen, die per qRFC durchgeführt werden. So werden beispielsweise Auslieferungen immer noch nach EWM repliziert und auch die Warenausgangsbuchung erfolgt nicht synchron. Dies ist eine mögliche Fehlerquelle und bedeutet, dass es in den anderen Modulen weiterhin keine Info über den Status einer Lieferung gibt. Diese wird an EWM geschickt, eine Rückmeldung aber erfolgt erst wieder beim Warenausgang. Und leider ist in der aktuellen Roadmap hier auch keine Verbesserung ersichtlich. Daher wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich hier etwas tut.
Lohnt sich embedded EWM also?
Nach den ersten Erfahrungen mit embedded EWM und den synchronen Warenbewegungen muss festgehalten werden, dass dies eine sehr gelungene Entwicklung ist, die große Vorteile und Zeit- bzw. Arbeitsersparnis für Kunden mit sich bringt. Weiters besteht dadurch die Möglichkeit Prozesse in Folge schlanker und einfacher zu gestalten. Vor allem für Kunden, die im Rahmen der Umstellung auf SAP S/4HANA überlegen von WM auf EWM umzusteigen, fällt damit ein oft genannter Hindernisgrund weg.
Sie brauchen Unterstützung bei Ihrer Lagerverwaltung oder haben Fragen zum Thema embedded EWM? Dann melden Sie sich einfach unverbindlich bei mir. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung!
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Autor
Romeo Beck
Romeo Beck teilt seine Erfahrungen und Tipps in den Bereichen Warehousemanagement & Production Planning auf unserem Blog mit.
Seit 2012, nach seinem Logistik Studium, ist er einer der Experten für diese Bereiche bei SRB. Nebenbei hat Romeo IT in Oberösterreich studiert.
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