Lagerverwaltung in S/4HANA
Wenn man nach Lösungen für die Lagerverwaltung in SAP S/4HANA sucht, wird man früher oder später auf folgende Begriffe stoßen:
- Basic Extended Warehouse Management (Basic EWM)
- Advanced Extended Warehouse Management (Advanced EWM)
- Warehouse Management (WM)
- Stock Room Management
Doch was verbirgt sich dahinter? Was bedeuten diese „Dinge“ konkret? Und was ist zu beachten, wenn ich an eine Neueinführung der Lagerverwaltung mit SAP oder einen Umstieg auf S/4HANA im eigenen Unternehmen nachdenke?
Um für sich und seine Lagerentscheidungen am Ende die richtigen Antworten zu finden, ist es sinnvoll, sich zunächst einmal mit den Begriffen vertraut zu machen.
SAP Extended Warehouse Management (EWM)
EWM war ursprünglich ein eigenes Modul innerhalb der SAP Supply Chain Management (SCM) Suite und ist auf einer eigenen Maschine gelaufen, die per Schnittstelle mit einem SAP R/3-System oder einem anderen ERP verbunden war. Mit der Umstellung auf S/4HANA wurde das EWM mit sämtlichen Funktionen ins ERP gezogen. Was sich nicht geändert hat: Das Modul selbst kommuniziert immer noch mit den restlichen ERP-Modulen per interner Schnittstelle. Das heißt beispielsweise für Unternehmen, dass der Materialstamm in einer eigenen Transaktion zu pflegen ist und Lieferungen für alle Warenein- und ausgänge benötigt werden.
Während technisch sämtliche Funktionen auch in S/4HANA enthalten sind, ist EWM lizenztechnisch in Basic EWM und Advanced EWM unterteilt. Während Basic EWM in der Lizenz für die SAP Business Suite integriert ist, muss Advanced EWM extra lizenziert werden. Basic EWM enthält alle grundlegenden Lagerfunktionen, Advanced EWM darüber hinaus unter anderem folgende, zusätzliche Funktionen:
- Cross Docking
- Yard Management
- Labor Management
- Warehouse Automation (MFS)
- Slotting
- Value Added Services/Kitting
Warehouse Management & Stock Room Management
Während EWM das strategische Produkt für die Lagerverwaltung in S/4HANA ist, war ursprünglich geplant, Warehouse Management (WM) mit Ende 2025 auslaufen zu lassen (siehe Compatibility Mode Matrix in den Hinweisen 2269324 und 2270211). Vermutlich auf die Intervention mehrerer Kunden hin, hat die SAP diese Entscheidung mittlerweile revidiert: WM läuft zwar weiterhin aus, wird jedoch durch das Modul Stock Room Management ersetzt. Dieses beinhaltet dieselben Funktionen seines Vorgängers, jedoch mit Ausnahme von:
- Task & Resource Management (WM-TRM)
- Warehouse Control Unit Interface (WM-LSR)
- Value Added Service (WM-VAS)
- Yard Management (WM-YM)
- Cross-Docking (WM-CD)
- Wave Management (WM-TFM-CP)
- dezentrales WM (WM-DWM)
Dabei handelt es sich also größtenteils um jene Funktionen, die in EWM extra lizenziert werden müssten. Für die grundlegende Lagerverwaltung in S/4HANA bedeutet dies, dass zwischen WM und EWM zu wählen ist. Zu beachten allerdings ist, dass SAP klar kommuniziert, dass es für WM bzw. Stock Room Management keine Neuentwicklungen gibt bzw. geben wird und EWM das strategische Produkt ist. Stock Room Management ist daher für Bestandskunden mit WM gedacht, damit diese einfacher auf S/4HANA migrieren können und ihre bestehenden WM-Lösungen auch über 2025 hinaus nutzen können.
Zusätzlich muss erwähnt werden, dass WM zwar weiterhin genutzt werden kann, dies aber nicht für andere eng verzahnte Module gilt. Allen voran ist hier die Transportkomponente LE-TRA zu nennen, die weiterhin 2025 ausläuft und durch die Basic-Shipping-Lösung im SAP S/4HANA abgelöst wird.
Lagerverwaltung mit SAP – was wir bei SRB empfehlen
Wenn Sie also über eine Migration auf S/4HANA bzw. eine Neueinführung bei der Lagerverwaltung denken, empfehlen wir bei SRB angesichts der oben dargestellten Entwicklungen folgende Vorgehensweisen. Dabei wichtig: Ihre Lagergröße und Ihre Erfahrung im Umgang mit Lagerverwaltungs-Technologien.
Migration mit bestehenden WM im Einsatz
Die Migration auf SAP S/4HANA und die Umstellung von WM auf EWM in einem Schritt bietet keine Synergieeffekte. Deshalb empfehlen wir zunächst WM in S/4HANA weiter zu verwenden, um Komplexität aus dem ohnehin schon sehr aufwändigen Migrationsprojekt rauszunehmen. Eine eventuelle Umstellung auf EWM kann dann später erfolgen.
Neueinführung Lagerverwaltung kleines Lager (bis 1.000 Stellplätze oder bis 2 Lagertypen)
Wollen Sie ein vergleichsweise kleines Lager verwalten, kann hierfür WM bzw. Stock Room Management in S/4HANA verwendet werden. Die Daumenregel: Je kleiner das Lager, desto eher trifft die Aussage zu, dass man durch EWM „mit Kanonenkugeln auf Spatzen schießt“. Schließlich ist eine Einführung der weitreichenderen EWM-Suite doch wesentlich komplexer. So muss unserer SRB-Erfahrung im Vergleich zu einer einfacheren WM-Einführung nach mit ungefähr dem doppelten Aufwand gerechnet werden. Der Grund: Speziell bei kleinen Lagern fällt der für EWM notwendige Overhead (Schnittstelle) besonders ins Gewicht. Anders hingegen verhält sich das natürlich bei Lagern mit benötigten erweiterten Funktionen, die nicht in WM unterstützt werden (siehe oben), sowie Unternehmen mit mehreren Standorten, die EWM sowieso im Einsatz haben. Gerade bei Letzteren ist die Schnittstelle für EWM sowieso schon eingerichtet. Synergieeffekte können also vor allem dann erzielt werden, wenn auch für kleinere Lager dieselben Prozesse wie in den größeren verwendet werden.
Neueinführung Lagerverwaltung mittleres Lager (bis 5.000 Stellplätze oder bis 5 Lagertypen)
Hier eine klare Aussage zu treffen, ist schwer. Wenn keine der Ausnahmen für kleine Lager zutreffen, dann hat man die Qual der Wahl zwischen EWM und WM. Weiterhin gilt, dass eine EWM-Einführung aufwändiger ist. Je größer und komplexer jedoch das Lager, desto weniger fällt der Zusatzaufwand ins Gewicht. Bei mittleren Lagern sollte also im Einzelfall entschieden werden. Hier spielt die grundlegende IT-Strategie eine äußerst wichtige Rolle: Unternehmen, die auf altbewährte und funktionierende Prozesse bauen, werden eher zu WM tendieren, während Technologie-Vorreiter eher auf EWM setzen.
Neueinführung Lagerverwaltung großes Lager (über 5.000 Stellplätze oder über 5 Lagertypen)
Für große Lager ist klar EWM zu empfehlen, da der Zusatzaufwand für EWM im Vergleich zum Gesamtaufwand eher klein ist. Ob man zusätzliche Lizenzen für Advanced EWM bezahlen muss, hängt davon ab, ob man eine oder mehrere der oben genannten Spezialfunktionen benötigt.
SRB – Ihr Partner für professionelle Lagerverwaltung mit SAP
Was aus diesen Überlegungen und Einblicken klar wird: Lagerverwaltung ist nicht gleich Lagerverwaltung. So können die oben genannten Lagergrößen verständlicherweise nur ungefähre Richtlinien sein, und je nach Komplexität eines Lagers deutlich variieren. Eine IT-Lösung, die für das eine Unternehmen passt, kann also für das andere ganz und gar nicht passen.
Daher ist es wichtig, die technischen und strategischen Entwicklungen der Lagerverwaltungslösungen von SAP zu kennen, zu verstehen und abzugleichen mit der eigenen, individuellen Ausgangssituation im Unternehmen. Es gilt, die Prozesse, Ziele und eigenen Möglichkeiten bis ins kleinste Detail zu durchleuchten, um damit die passenden Stellschrauben für eine erfolgreiche Lagerverwaltungs-Zukunft zu drehen. Mit unserer langjährigen Erfahrung und vielen Implementierungen bei Kunden jeglicher Größe haben wir das Know-how, Ihnen als Ihr Partner für professionelle Lagerverwaltung mit SAP zur Seite zu stehen. Probieren Sie uns aus, als Ihr Wegweiser zur richtigen Entscheidung!
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Autor
Romeo Beck
Romeo Beck teilt seine Erfahrungen und Tipps in den Bereichen Warehousemanagement & Production Planning auf unserem Blog mit.
Seit 2012, nach seinem Logistik Studium, ist er einer der Experten für diese Bereiche bei SRB. Nebenbei hat Romeo IT in Oberösterreich studiert.
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